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„Von Berg zu Berg“ –
eine Idee wird zur Tradition

Am Anfang stand die Suche der CDU-Stadtratsfraktion nach neuen Ideen für ein lebendiges Stadtmarketing, das Spaichingen einerseits ein Alleinstellungsmerkmal geben und andererseits zur Belebung der Innenstadt einen Beitrag leisten sollte. Soviel sei vorweggenommen: Gelungen ist beides mit dem Projekt „Stadtkünstler“, bei dem renommierte Künstler gewöhnlich im Turnus von zwei Jahren auf dem Marktplatz ihr Atelier beziehen und unter den Augen der Bürgerinnen und Bürger ein Kunstwerk schaffen, das in den Besitz der Stadt geht und anschließend einen Platz in der Stadt oder ihrer unmittelbaren Umgebung findet.


Jürgen Knubben, selbst ein international anerkannter Künstler aus Rottweil, konnte schnell als ausgewiesener Experte mit besten Kontakten in Künstlerkreisen für das Vorhaben  und die Umsetzung des Skulpturenweges „Von Berg zu Berg“ begeistert werden. Dahinter verbirgt sich die Idee, mit zeitgenössischen Kunstwerken einen Skulpturenweg vom Hohenkarpfen, einem weit über die Region hinaus bekannten Standort für zeitgenössische Kunstobjekte, durch die Stadt Spaichingen bis zum Dreifaltigkeitsberg entstehen zu lassen.

 

Bisher haben 11 Stadtkünstler dazu Arbeiten beigetragen.


Holzbildhauer Daniel Wagenblast bildete 2000 den Auftakt und schuf aus einem Eichenstamm den „Spaichinger Taxidriver“. Die „Spaichinger Taube“ wurde im Jahr 2001 vom Steinbildhauer Hans-Jürgen Kossack kreiert und 2003 erklärte Jürgen Knubben selbst, gemeinsam mit Steinbildhauer Willi Bucher und dem Holzbildhauer Armin Göhringer, im Rahmen eines Symposions den Marktplatz zu deren Atelier. Entstanden sind ein überdimensionaler Stuhl, ein Steinlarve und eine Eichenstele, die ihren Platz auf dem Marktplatz  oder in unmittelbarer Nachbarschaft gefunden haben.


Zwei Jahre später stellte Angela Glajcar ihre künstlerischen Qualitäten mit einer mächtigen Eichenskulptur unter Beweis. Geschmiedete Stahlblöcke hinterließ der Tiroler Künstler Markus F. Strieder im Jahr 2007. Bildhauerin Katrin Zuzáková lebt und arbeitet in Zürich und im Tessin. Sie hat 2009 das „Königspaar“ beigesteuert. 2011 tauschte Thomas Putze sein Stuttgarter Atelier mit dem Atelierzelt am Marktplatz. Entstanden ist aus gewachsenem Robinienholz, gebrauchten Röhren und Verbindungen die Skulptur „Anschluss“, die ihren Platz an der Straße nach Hausen als Bindeglied zum Hohenkarpfen gefunden hat. Mit dem Spaichinger Frieder Preis als zehntem Stadtkünstler wurde 2013, quasi zum Jubiläum, bewusst von der Tradition abgewichen, nach der auswärtige Künstler engagiert werden. Er schuf die Steinskulptur „Vaters Vater“, die nun am Stadtausgang Richtung Dreifaltigkeitsberg mit Blick auf die Stadt wacht. Hans Schüle hat 2015 seine Arbeit „Mineral“ aus beschichtetem Stahlrohr hinterlassen, die den gegenwärtigen Endpunkt an der Straße zum Dreifaltigkeitsberg markiert. 2017 waren Emilia Neumann und Urban Hüter in der Primstadt tätig. 2023 schloss sich Pi Ledergeber, den Stadtkünstlern an. Der Standort seiner Skulptur ist noch nicht abschließend festgelegt.


Der Marktplatz wurde, mit Ausnahme im Jahr 2013, als wegen des Umbaus des Marktplatzes auf den Platz beim Busbahnhof ausgewichen werden musste, während der jeweiligen Schaffenszeit eindrucksvoll belebt. Gleichzeitig wurden Neugier, Spannung, Begeisterung und in vielen Fällen sogar erst Verständnis und Zugang zu zeitgenössischer Kunst bei Bürgerinnen und Bürgern und nicht nur bei Kunstinteressierten geweckt und erreicht.
Das Projekt „Stadtkünstler“ findet längst weit über die Region hinaus Beachtung. Die meisten „Stadtkünstler“ sind auch regelmäßig bei bekannten Galerien und großen Ausstellungen vertreten.


Seit 2010 gibt es den „Förderverein Stadtkünstler Spaichingen e.V.“, dessen Ziel es ist, nicht nur zukünftige „Stadtkünstler“-Projekte mit namhaften Künstlern zu organisieren und durchzuführen, sondern der sich auch zur Aufgabe gemacht hat, das Verständnis für moderne Kunst auf vielfältige Weise in Spaichingen und der Region zu fördern. Außerdem dienen dazu regelmäßige Ausfahrten, Ausstellungs- Atelierbesuche. Der heute ca. 80 Mitglieder starke Verein freut sich über Neumitglieder, die sich für zeitgenössische Kunst begeistern lassen wollen.


Von Dr. Karl-Ludwig Oehrle


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Prospekt "Von Berg zu Berg", 2019
181211-Jürgen Knubben-Von Berg zu Berg-
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